Franz K. Strezek, K.K. Rittmeister eines Kürassier-Regiments, Wien, um 1856

Katalogtext zu Los 2 der 22. Ostlicht Photo Auction (ehem. WestLicht Foto-Auktion) am 2.10.2020, Schätzpreis € 3000–3500. Publiziert im Auktionskatalog, hg. von Peter Coeln, Wien 2020, S. 12

FRANZ K. STREZEK, K.K. Rittmeister, Wien, um 1856. Stereodaguerreotypie in dunkelbraunem Leder-Etui 9,5 x 11,9 x 1,5 cm, goldfarbenes Karton-Passepartout mit rundbogigen Bildausschnitten 6,6 x 4,6 cm und Fotografenprägung ›STREZEK'S DAGUERROTYP-ATELIER WIEN, LEOPOLDSTADT 587‹; integrierter Stereobetrachter mit Prägung am Okularteil ›ROSPINI K.K.HOF/ Drechsler u. Opticus/ WIEN, Kärntnerstraßse No. 1074.‹, rotes Samtkissen. Courtesy: OstLicht Photo Auction (Lot 2)

Am 6. März 1854 veröffentlichte der Fotohändler und Optiker Carl Joseph Rospini (1818–1887) eine Anzeige in der Wiener Zeitung Fremden-Blatt, in der er ankündigt, ab sofort nach amerikanischem Vorbild und in Zusammenarbeit mit dem Daguerreotypisten Franz K. Strezek ›Etuis-Stereoskop-Porträts‹ herzustellen. Beim erwähnten Vorbild handelte es sich um Mascher's Improved Stereoscope, das 1853 patentiert worden war. Goldfarbene, segmentbogenförmige Passepartouts für Stereodaguerreotypien verwendete zeitgleich auch die bekannte deutsche Fotografen-Dynastie Schneider.

Franz K. Strezek (1809–1885) war bereits seit den frühen 1840ern als Daguerreotypist in Wien tätig und betrieb ab 1851 ein renommiertes Porträtatelier an der Ferdinandsbrücke am Donaukanal (der heutigen Schwedenbrücke). Trotz seines Erfolges haben sich nur wenige seiner Porträtaufnahmen in gutem Zustand erhalten.


FRANZ K. STREZEK, K.K. Rittmeister, Wien, um 1856 (Detail)

Typisch für Strezeks Stereoporträts ist der überbreite Abstand zwischen den beiden Objektiven, was in auffälligen Unterschieden zwischen den beiden Bildhälften erkennbar wird. Dem Blick durch die Linsen des ins Etui eingebauten Betrachters eröffnen sich dadurch besonders deutliche Raum-Effekte. Bei langen Belichtungszeiten und sorgfältig arrangierten Posen schuf Strezek ausdrucksstarke, ruhige Porträts. Es sind einige Aufnahmen von Mitgliedern der K.K. Armee aus seinem Studio bekannt, wobei die vorliegende zweifellos zu den attraktivsten Beispielen gehört. Wie die Abzeichen am Kragen seines weißen Waffenrockes erkennen lassen, hatte der dargestellte Offizier den Rang eines Rittmeisters in einem Kürassier-Regiment. Die schwarze Feldkappe ist mit einer Goldschnur geschmückt, der Säbel mit einem goldenen Portepee.

Lit.: Otto Hochreiter, Timm Starl, Lexikon zur österreichischen Fotografie, in: Geschichte der Fotografie in Österreich, Band 2, hg. v. Verein zur Erarbeitung der Geschichte der Fotografie in Österreich, Bad Ischl 1983, S. 172; Helfried Seemann, Franz K. Strezek (1809–1885). Daguerreotypist in Wien, in: Fotogeschichte, Heft 14, 4. Jg., 1984, S. 29–36.