Tazio Secchiaroli, Sophia Loren und Omar Sharif am Set von ›C’era una volta‹, Matera, 1966

Katalogtext zu Los 152 (bestehend aus 3 Vintageprints) der ›100 Jahre Leica Auktion‹ am 23.5.2014 in Wetzlar, Am Leitz Park, Schätzpreis € 8000–10000. Publiziert in: 100 YEARS OF LEICA, WestLicht Photographica Auction, hg. von Peter Coeln, Wien 2014, S. 326f (dort leicht gekürzt)

TAZIO SECCHIAROLI, Omar Sharif am Set von ›C’era una volta...‹, Italien, Matera, Herbst 1966, Vintage Silbergelatineprint, 29,8 x 19,8 cm, Copyrightstempel des Pariser ›Photographic Service Monique Valentin‹, Nummernstempel ›907‹ und div. handschr. Vermerke. Courtesy: Westlicht Photographica Auktion, Wien

Der auf Celebrity-Aufnahmen spezialisierte Boulevardfotograf Tazio Secchiaroli (1925–1998) hatte 1959 Regisseur Federico Fellini bei der Vorbereitung seines skandalträchtigen Films ›La dolce vita‹ beraten und war maßgeblich daran beteiligt, das Berufsbild des Paparazzo zu prägen. Danach wandte sich Secchiaroli allerdings von den damit auf den Begriff gebrachten Praktiken ab und wurde Exklusivfotograf von Sophia Loren – die er als Bildautor ihres Vertrauens nun vor übergriffigen Paparazzo-Attacken schützte. Daneben begann Secchiaroli als Still Photographer für verschiedene italienische Regisseure zu arbeiten, zunächst vor allem für Fellini, später etwa auch für Pier Paolo Pasolini oder Michelangelo Antonioni.

TAZIO SECCHIAROLI, Sophia Loren und Omar Sharif am Set von ›C’era una volta...‹, Italien, Matera, Herbst 1966 (Angaben wie oben)

Der Kostümfilm ›C’era una volta…‹ (dt. Titel ›Schöne Isabella‹) des vielseitigen Francesco Rosi erzählt ein Märchen in der Art von Aschenputtel. Sophia Loren war die ideale Besetzung für die Hauptrolle und ihr Mann Carlo Ponti fungierte als Produzent. Die drei Aufnahmen entstanden während der Dreharbeiten für Szenen am Beginn des Films: Nachdem ein Prinz (Omar Sharif) einen feurigen Schimmel gezähmt hat, wird er beim ersten Ausritt abgeworfen und der Hengst flieht. In einem Dorf bekommt der Prinz einen Esel geliehen; auf diesem reitend entdeckt er schließlich sein wertvolles Pferd auf einem Acker wieder, wo es von der Magd Isabella (Sophia Loren) zum Rübenernten eingesetzt wird. Es kommt zu einem handgreiflichen Streit, nach dem die Magd allein am Rübenacker zurück bleibt.

TAZIO SECCHIAROLI, Omar Sharif und Sophia Loren am Set von ›C’era una volta...‹, Italien, Matera, Herbst 1966, Vintage Silbergelatineprints, 29,8 x 19,8 cm, jeweils mit Fotografen- und Copyrightstempel des Pariser ›Photographic Service Monique Valentin‹, Nummernstempel ›907‹ und div. handschr. Vermerke. Courtesy: Westlicht Photographica Auktion, Wien

Nach diesem Auftakt entfaltet der Film in üppiger Farbigkeit seine fantastisch überzeichneten Schilderungen vom barocken Leben bei Hofe, unterbrochen durch stimmungsvolle Naturaufnahmen und gespickt mit verblüffenden filmischen Einfällen. Schlussendlich, nach turbulenten Prüfungen, Verwünschungen und Banketten, heiraten der Prinz und die Magd.

Die vorliegende Sequenz zeigt zwei der zentralen Aspekte, die viele Filmproduktionen der Ära kennzeichnen: Situationskomik und eine spannungsvolles Verhältnis zwischen weiblicher und männlicher Hauptfigur als Motor der Narration, wobei sich in diesem Falle der ›Geschlechterkampf‹ mitunter in einer erstaunlich körperlichen Drastik abspielt.


Lit.: Diego Mormorio, Tazio Secchiaroli. Dalla dolce vita ai miti del set, Milan 1998; Giovanna Bertelli (Hg.), Tazio Secchiaroli. Storie di cinema, Rome 2004; https://www.aenigma-images.com/2018/04/tazio-secchiaroli/