Erich Hartmann, Leistungsverstärker für einen IBM-Computer, 1982

Monografischer Saaltext zur Ausstellung ›In our Time. Magnum 1947–1987‹, WestLicht. Schauplatz für Fotografie, Wien, 7.12.2012–10.2.2013 https://www.westlicht.com/westlicht/de/programm/archiv/2012/magnum

ERICH HARTMANN, Leistungsverstärker für einen IBM-Computer, 1982. Dye Transfer Print, 44,9 x 67,8 cm, aus dem Ausstellungsset ›In our Time‹, geprinted 1990 in New York. Courtesy: Fotosammlung OstLicht, Inv. 57-01451

Charakteristisch für das Werk von Erich Hartmann (1922–1999) ist sein Interesse an fotografischen Abstraktions- und Verfremdungseffekten. Dabei stehen ungewöhnliche Blickwinkel oder Lichtwirkungen immer im Dienste einer spezifischen Aussage. Seine Serie ›In the Heart of Technology‹ zeigt Bauteile elektronischer (Mikro-)Technologie. Hartmanns bewusst subjektive Darstellung überführt die kühle Welt der Technik in Bereiche der Natur oder Kunst. Reihen von Mikrochips suggerieren etwa die Anmutung eines modernistischen Städtepanoramas. Der Optimismus seiner Überlegungen zu den transgressiven Wechselbezügen zwischen Mensch, Natur und Technologie ist deutlich in den 1980ern verwurzelt und wirkt aus heutiger Sicht fast naiv: ›Die Bedeutung von Fundstücken aus der Natur, wie ein Blatt oder eine Muschel, reicht weit über ihre Schönheit hinaus; ihr Zweck ist es, die Fortführung einer Lebensform zu gewährleisten. Ähnlich ist es mit diesen Dingen aus dem Innersten der technologischen Welt: Sie wurden von Ingenieuren nach dem Leitprinzip form follows function entwickelt, lediglich um effektiv und ökonomisch zu funktionieren. Ihre Schönheit entspringt derselben humanistischen Energie und Kreativität, die man auch in der Kunst findet. So lange es menschliche Schaffenskraft gibt, die sowohl technologische Produkte wie auch Kunstwerke hervorbringt, gibt es Grund zu glauben, dass Technologie uns nicht unpersönlich beherrscht, sondern ein Werkzeug menschlicher Bemühungen bleibt.‹ (Erich Hartmann)

Lit.: W. Manchester (Hg.), In our Time. The world as seen by Magnum photographers, London 1989, S. 198f.