Frédèric Boissonnas, Drei griechische Landschaften in Patros, Olympia und Korfu, 1907/08

Katalogtext zu den Losen 1012–1014 der 5. WestLicht Foto-Auktion am 12.11.2011, Schätzpreis je € 2000–2500. Publiziert im Auktionskatalog, hg. von Peter Coeln, Westlicht Photographica Auction, Wien 2011, S. 18f. (dort leicht gekürzt)

FRÉDÈRIC BOISSONNAS, Der Hafen von Patros, 1907. Mattalbuminabzug, 41,6 x 57 cm, im Bild signiert, Fotografenstempel rückseitig. En Grece. Par Monts Et Par Vaux, Athen: Eleftheroudakis 1910, S. 20. Courtesy: Westlicht Photographica Auktion, Wien (Los 1012)

Frédèric ›Fred‹ Boissonnas (1858–1946) übernahm 1888 das Fotoatelier seines Vaters in Genf und erlangte hier vor allem mit piktorialistischen Porträts Erfolge. 1903 übergab ihm der damals verarmte Nadar außerdem sein Studio in Marseille. Im selben Jahr reiste Boissonnas erstmals nach Griechenland, bis 1913 folgten vier weitere Aufenthalte. Mit den dort entstandenen Aufnahmen wurde er berühmt. Dazu trug vor allem sein Fotobuch En Grece. Par Monts Et Par Vaux bei, das 1910 im Verlag Eleftheroudakis in einer Auflage von 230 Exemplaren erschien und heute als bibliografische Kostbarkeit gehandelt wird. Der aufwändig gestaltete Band enthielt neben 175 Heliogravuren nach Boissonnas’ Aufnahmen auch Texte seines Reisebegleiters David Baud-Bovy und archäologische Notizen von Georges Nicole. Zwei der hier angebotenen Vintageprints sind in En Grece publiziert, alle drei tragen den Stempel des Athener Buchhandels- und Verlagshauses Eleftheroudakis, das auch Abzüge von Boissonnas vertrieb.

FRÉDÈRIC BOISSONNAS, Zeus Tempel, Olympia, 1908. Mattalbuminabzug, 40,3 x 57,3 cm, im Bild signiert, Fotografendatumsstempel rückseitig. En Grece. Par Monts Et Par Vaux, Athen: Eleftheroudakis 1910, S. 133. Courtesy: Westlicht Photographica Auktion, Wien (Los 1013)

Im Unterschied zu den üblicherweise angebotenen Einzelblättern aus demontierten Exemplaren von En Grece oder den häufiger kursierenden Silbergelatineprints handelt es sich hier um rare, großformatige Mattalbumin-Abzüge, auf deren Ausarbeitung viel Sorgfalt verwandt wurde. Die technisch hervorragenden Kenntnisse des Boissonnas-Betriebes erlaubten es, ein für die Entstehungszeit ungewöhnliches Verfahren anzuwenden: Um die Positive mit Auskopierpapier anfertigen zu können, war für derartig großformatige Abzüge die Produktion eines vergrößerten Negatives nötig.

Die matte Papieroberfläche, die rötlich-braune Tonigkeit und die Zurücknahme der Abbildungsschärfe entsprechen den künstlerischen Ambitionen Boissonnas. Seine Motive entsprechen dem Kanon antiker Denkmäler und Sehenswürdigkeiten, wie er in der Epoche des aufkommenden Tourismus am Markt für fotografische Reisesouvenirs Absatz fand. Zudem spezialisierte er sich auf Themen der Alltagskultur und der Lebenswelt der Griechen. Gerade diese Sujets schätzt man heute als wertvolle Dokumente der Kulturgeschichte Griechenlands.

FRÉDÈRIC BOISSONNAS, Schafhirte auf Korfu, 1907. Mattalbuminabzug, 42 x 57,8 cm, im Bild signiert, Fotografenstempel rückseitig. Courtesy: Westlicht Photographica Auktion, Wien (Los 1014)