Elfriede Mejchar, ›Püppi‹, 1999

Katalogtext zu Los 1125 der 3. WestLicht Foto-Auktion am 4.12.2010, Schätzpreis € 1200–1400. Publiziert im Auktionskatalog, hg. von Peter Coeln, Westlicht Photographica Auction, Wien 2010, S. 84

ELFRIEDE MEJCHAR, Püppi, Wien, 1999. Silbergelatineabzug, 34,5 x 27,8 cm, rückseitig signiert, datiert und beschr. in Bleistift. Courtesy: Westlicht Photographica Auktion, Wien

Die vor allem für ihre Dokumentation von Vorstadtgebieten und Industriearchitektur bekannte Fotografin Elfriede Mejchar (1924–2020) entwickelte in ihren Montagen eine ganz andere, symbolträchtige Bildsprache. Durch Überlagerung mehrerer Negative in ›Sandwich-Technik‹ baut sie hier einen surrealen Bildraum: Ausgehend von der plastisch-scharf gezeichneten Mädchenhand, die eine kopflose, abgegriffene Lederpuppe hält, über wolkenartig drapierte Stoffe, zum Schatten einer weiteren Hand im Fensterkreuz nehmen Greifbarkeit und Realitätsgrad nach hinten ab. Dabei scheinen die beiden von links ins Bildgeviert ragenden Hände einer Person zu gehören, die gleichsam die Bandbreite der artifiziellen Bildbühne, ihre verschiedenen Schärfe- und Lichtzonen, vermisst. Der titelgebende, vor allem in Deutschland für Babys, Mädchen oder Schoßhunde gebräuchliche Kosename steht für den Inbegriff an hilfloser, Bambi-äugiger Niedlichkeit. Dieses klischeehafte Kind- oder Weibchenschema wird von Mejchar ironisch ad absurdum geführt.